Ich weiß noch ganz genau, wie es war, als ich meine erste digitale Spiegelreflexkamera gekauft habe. Das war so ein Gefühl zwischen himmelhoch jauchzend und totaler Überforderung. Analoge Kameras kannte ich ja schon zur Genüge, doch eine digitale SLR war dann doch noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Mal ganz davon abgesehen, dass es ja mit dem Fotografieren noch lange nicht getan war.
Zu Hause galt es dann die Speicherkarte auszulesen, was damals durchaus noch ein Akt für sich sein konnte. Nicht jeder Kartenleser konnte auch jede Karte auslesen und wie schnell dies dann letztendlich ging, das stand auf einem ganz anderen Blatt Papier …
Einmal importiert, war man ja immer noch nicht fertig. Es galt eine gescheite Ordnerstruktur zu pflegen, genug Speicherplatz in Form von großen Festplatten bereitzustellen und frühzeitig zu lernen, dass man auf gar keinen Fall auch die „Gurken“ behält und Ausschuss auch wirklich aussortiert.
Je nach Qualität der DSLR hatte man aber nun noch ein weiteres Problem: Konnte die Kamera in RAW fotografieren oder nur in JPEG? Wenn nur letzteres zutraf, dann war man an dieser Stelle eigentlich schon fertig. Doch hatte man sich das Husarenstück getraut in RAW zu knipsen, ja dann ging die Arbeit an dieser Stelle erst richtig los …
Hunderte von „Schnappschüssen“ wollten jetzt so aufbereitet werden, dass man diese ruhigen Gewissens auch der Verwandtschaft oder gar in den sozialen Medien zeigen konnte. Und wer selber einmal zum ersten Mal in RAW fotografiert hat, der weiß ganz genau, wie groß der Schock beim Betrachten der Bilder am PC war. Flau, ohne Kontrast, die Farben keineswegs so farbenfroh wie das parallel fotografierte JPEG, keine geometrische Korrektur etc.
Doch schon nach kurzer Zeit stellt man fest, dass einem all diese Nachteile sehr schnell zum Vorteil gereichen. Hat man doch zu 100 % Einfluss auf die wichtigsten Bildparameter und kann diese im Nachhinein ganz nach Gusto ändern. Weißabgleich, Belichtung, Tiefen/Lichter, … — die Liste der Vorteile scheint endlos und es lohnt sich stets, zumindest parallel zu den JPEGs auch in RAW zu fotografieren. Speicherplatz kostet (zumindest) heute ja fast nichts mehr und die dadurch entstehenden Bearbeitungsreserven hat doch jeder Fotograf nur zu gerne zur Hand. Sind doch so Tools wie Lightroom, Capture One & Co. über die Jahre auch extrem leistungsfähig geworden.
Doch warum zeige ich Euch jetzt dieses Foto von einem doch recht sportlichen Fahrzeug aus dem Hause Porsche?
Erstens wollte ich diesen Text nicht komplett ohne Bildmaterial unter die Leute bringen und zweitens fand ich persönlich, dass diese Bearbeitung ein sehr schönes Beispiel für den Vergleich von einem unbearbeitetem RAW und dem fertigen Endresultat ist. Fotografiert wurde dieses Fahrzeug vor zig Jahren auf irgendeiner Automobilmesse, das Licht vor Ort war suboptimal, die Absperrungen ließen keine interessanten Blickwinkel zu und die Messebeleuchtung hatte unzählige ausgefressene Stellen auf dem Fahrzeug hinterlassen.
Dank Photoshop & Co. war es aber nicht wirklich ein Problem, aus diesem doch eher bescheidenen RAW ein ansehnliches Motiv zu zaubern. Klar, hier wäre bestimmt noch mehr möglich gewesen aber mehr als eine gute halbe Stunde wollte ich jetzt auch nicht wirklich investieren. Sollte es doch nur als Fingerübung bzw. Beispiel herhalten ;-)
Wie sieht es bei Euch aus? Fotografiert Ihr nur in RAW, nur in JPEG oder beides parallel? Schreibt es mir doch mal in die Kommentare.
Bis demnächst
Euer Maic