Manchmal frage ich mich ernsthaft, warum man sich das als Fotograf überhaupt noch antut und lichtstarke Objektive – die zumeist auch noch sauschwer und keineswegs günstig sind — durch die Gegend trägt, wenn das Ergebnis dann doch eher fragwürdig aussieht …
So ein Güterwagen sieht bei Blende f1.4 irgendwie schwer danach aus, als ob den die Firma Minitrix für die Spurweite N (1:160) hergestellt hätte. Hier wäre eine Blende von f4 — f8 vermutlich förderlicher fürs Motiv und den Gesamteindruck gewesen.
Zudem stelle ich in der letzten Zeit immer wieder aufs Neue fest, dass man gerade mit den aktuellen “Kit-Scherben” richtig tolle Fotos machen kann. Auch wenn diese am langen Ende teilweise bei Blende f7.1 und mehr aufhören.
Wir haben aber auch nicht mehr 1975 und die Kamera- und Objektivtechnik — speziell die spiegellose — hat sich rasant weiterentwickelt. Das bisschen Vignettierung und Verzeichnung rechnet zumeist schon die Kamera heraus und ansonsten bedeutet dies in Lightroom & Co. auch nur ein, zwei weitere Mausklicks für den Fotografen. Es ist ja nicht so, als wenn uns nicht genug leistungsfähige Software zur Verfügung stehen würde.
Schärfe ist auch seit Jahrzehnten kein Problem mehr, sofern man nicht den aller billigsten China-Schrott kauft. Dann eventuell noch ein klein wenig auf ISO & Zeit geachtet und schon ist es nahezu unmöglich, unscharfe Fotos mit nach Hause zu bringen.
Weiterer Vorteil: das ganze Gelumpe wiegt teilweise kaum mehr als zwei Snickers und nach acht Stunden im Feld, kann man abends auch mal ohne Voltaren einschlafen :-)
Und überhaupt sollte man viel öfter einfach mal nur fotografieren gehen, als ständig über das perfekte Equipment oder den nächsten Systemwechsel nachzudenken.
P.S: Mir ist schon klar, dass man im Studio, der dunklen Kirche während einer Trauung, in der Astro-Fotografie und auch in vielen anderen fotografischen Aufgabengebieten nicht ohne lichtstarke Linsen auskommt. Mir ging es in diesem Artikel auch eher um den Einsatz „im Feld“. Der Spaziergang am Wochenende, die Erkundung einer Ruine, der Besuch eines Museums und so weiter. Denn dort ist weniger definitiv mehr! Und seien wir doch mal ehrlich: erst einmal auf Web-Größe verkleinert, kann doch keiner mehr von uns wirklich sagen, welches Equipment (oder Software) hier zum Einsatz gekommen ist.