Jeder von uns, der im Alter — oder gar auf dem Sterbebett — nichts bereuen möchte, sollte sich seine Träume zeitnah erfüllen. Genau dies haben dann auch zwei ganz liebe Menschen aus meinem Bekanntenkreis im letzten Jahr getan. Sie haben sich einen ihrer ganz großen Lebensträume erfüllt und sich ein richtig schönes Auto aus den “Estados Unidos” nach Deutschland importiert: eine Chevrolet Corvette C1 in der absolut seltenen Farbgebung “Tasco Turquoise”.
Diese Farbe ist damals nur sehr selten geordert worden, so dass letztendlich über den ganzen Produktionszeitraum nur 635 Stück mit diesem hellblauen Lackkleidchen ausgeliefert wurden. Der erste Käufer dieses Fahrzeugs hat damals sehr viel Geschmack bewiesen und auch gleich die gesamte Innenausstattung in Turquoise bestellt, so dass dieses Fahrzeug farbtechnisch ein absolut gelungenes Ensemble darstellt.
Doch damit nicht genug. Auf dem Bestellformular für diese Corvette wurde noch so manches Kreuzchen mehr gesetzt und der eine oder andere Dollar in Zubehör investiert. Teilweise für Dinge, die einem heutzutage merkwürdig erscheinen. Jedoch war Anfang der 1960er Jahre vieles an Zubehör noch nicht inklusive und musste deswegen für harte Dollar dazu bestellt werden. Geizig war der erste Pilot der Corvette zum Glück aber nicht und so ist dann auch ein Radio, eine Innenbeleuchtung, eine Heizung [sic!], ein Hardtop und vieles mehr auf der Zubehörliste gelandet.
Sehr zur Freude der heutigen Besitzer, denn dadurch verfügen sie doch über eine komplett ausgestattete Corvette C1. Diese treibt einem Dank 230 PS, Viergang-Getriebe und einem V8 mit 283 cubic inches (circa 4,7 Liter) dann auch bei der Beschleunigung und auf ausgedehnten Touren über Land die Freudentränen in die Augen. Untermalt wird das Ganze von einem so satten Sound, dass man sich spontan die Frage stellt, ob es im letzten Jahrhundert auch schon Sound-Ingenieure bei Chevrolet gegeben hat. Heute rollt ja praktisch kein Auto mehr ohne klar definierten Auspuffsound vom Band. Teilweise wird dieser ja sogar elektronisch erzeugt. Absolut lächerlich wie ich finde. Zum Glück reden wir hier an dieser Stelle nur über richtig gelungene Chromjuwelen, welche damals von den Herstellern quasi noch aus dem Vollen gedreht worden sind.
Gebaut wurde diese rollende Schönheit nebenbei bemerkt schon am 11. September 1959; die Auslieferung fand aber erst im Jahr 1960 statt. Trotzdem schön zu sehen, dass an einem 11. September auch schon richtig schöne Dinge passiert sind. Durch die “späte” Auslieferung gehört dieses Fahrzeug dann jedoch zum Modelljahr 1960 und ist somit am heutigen Tage schlappe 57 Jahre alt. Ein Alter, welches man diesem schicken Cabriolet aber absolut nicht ansieht und ich denke, dass meine Fotos dies auch recht gut zeigen.
An diesem Zustand sind wohl nicht zuletzt die bisherigen Besitzer schuld, die dieses Fahrzeug stets in Ehren gehalten haben. Doch auch die heutigen Besitzer haben schon den einen oder anderen Euro in den Erhalt dieses Kleinods investiert. Eine frische Lackierung, ein neues Soft-Top und diverse technische Anbauteile haben den Allgemeinzustand des Fahrzeugs locker auf A+ angehoben. Bemerkenswert angesichts des Alters!
Nun gut, günstig war und ist eine Corvette halt noch nie gewesen. Schon im Jahr 1960 musste der Käufer für dieses Fahrzeug US-$ 3.872 nur für das reine Basis-Fahrzeug auf den Tresen des lokalen Corvette-Dealers blättern. Dank großzügiger Investitionen in Zubehör jeglicher Art, war danach noch einmal die schlappe Summe von US-$ 714 zusätzlich fällig. Alles in allem hat dieser Neuwagen den ersten Besitzer also knapp US-$ 4.600 gekostet und dies war im Jahr 1960 bestimmt kein Pappenstiel.
Apropos: über den ganzen Produktionszeitraum des Jahres 1960 wurden genau 10.261 Fahrzeuge vom Typ Corvette C1 produziert und das von mir abgelichtete Fahrzeug ist wahrlich ein “Early Bird”, hat es doch die Seriennummer 207 auf dem Typenschild stehen. Womit wir dann auch beim eigentlichen Thema wären; den Fotografien von dieser Corvette und wie es dazu kam, dass ich einen Artikel über dieses Fahrzeug schreiben durfte.
Begonnen hat alles mit einer an mich gerichteten Anfrage der Besitzer, welche mich über das Kontaktformular dieser Webseite erreicht hat. Schon aus diesem ersten Anschreiben konnte ich die Begeisterung für die Art und Weise in der ich fotografiere herauslesen. Scheinbar war der Look meiner Fotos genau das, was man für eine Bilderstrecke vom eigenen Fahrzeug gesucht hatte. Ein weiterer Kontakt war dann auch zügig hergestellt, man war sich auf Anhieb sympathisch und ein Termin bzw. eine Location war ebenfalls rasend schnell vereinbart.
Entstanden ist diese Foto-Strecke dann letztendlich im Landschaftspark Duisburg (landläufig auch LaPaDu genannt), während der Veranstaltung “Altmetall trifft Altmetall”, welche einmal im Jahr auf diesem Gelände stattfindet. Tolle Hintergründe zum Fotografieren von Fahrzeugen gibt es dort ja zum Glück im Überfluss und Industrie und alte Autos passen immer zusammen!
Knapp zwei Stunden später waren dann auch alle Bilder im Kasten und selbst zwischenzeitlich einsetzender Platzregen hat uns nicht den Spaß vermiesen können. Mein Fazit nach dem Shooting: Pitschnass, dreckig wie ein Schwein und glücklich wie kein Zweiter :-)
Aufgrund des doch sehr unangenehmen Wetters, haben wir dann gleich vor Ort ein weiteres Treffen vereinbart, wenn bisher auch noch ohne konkreten Termin. Soviel steht aber jetzt schon fest: die nun folgende Fotostrecke von diesem Fahrzeug war nicht die letzte hier in diesem Blog. Zum Glück :-)
Enjoy and stay tuned! Euer Maic.