Kennt Ihr das auch? Ihr bewegt Euch durch die sozialen Medien und auf einmal stoßt Ihr auf ein Posting, welches so ganz anders ist, als der alltägliche Meme- und Sprüchewahnsinn. Ein Posting, welches Euch sofort fesselt, mitreißt, bewegt, nachdenklich stimmt und darüber hinaus auch nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ja, ganz genau! Dies passiert in der Facebook-Welt und anderenorts nur extrem selten und doch ist genau dies einer ganz lieben Freundin gelungen.
Dass sie extrem kreativ und auf vielen Gebieten künstlerisch unterwegs ist, war für mich ja schon lange kein Geheimnis mehr und trotzdem hat sie mit ihrem letzten kreativen Schub die Messlatte erneut ein klein wenig höher gelegt.
Letztendlich ging es in ihrem bewegenden Posting um das Thema “Trauerbewältigung”. Ein Thema, mit dem letztendlich jeder so ganz anders umgeht und ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich leider auch kein Allheilmittel parat habe. Und doch habe ich es selten gesehen, dass es jemandem gelingt, seine tiefe Trauer in so übersprudelnde Kreativität umzuwandeln.
Die liebe Nina — ihr findet sie im Internet auch unter Girlwithcinnamonhair — hat diese Energie genutzt, um ihren ganzen Schmerz auf Papier zu bringen. Einerseits als Zeichnung, andererseits als ein sehr unkonventionelles Gedicht. Ohne Rücksicht auf jegliches Versmaß und althergebrachte Reimstrukturen, hat sie einen extrem energiegeladenen Text zu Papier gebracht, welcher in Kombination mit dem von ihr gemalten Bild, wohl jedes noch so harte Herz erweichen dürfte. Mich hat beides bis tief ins Mark getroffen und genau aus diesem Grund stand für mich auch von der ersten Sekunde an fest, dass daraus ein Gast-Artikel auf maicschulte.de werden muss.
Glücklicherweise hat sie meiner spontan vorgebrachten Bitte sofort entsprochen, was mich wiederum in die glückliche Lage versetzt, Euch sowohl Bild als auch Text zeigen zu dürfen. An dieser Stelle ein ganz großes “Dankeschön” an Dich, Nina!
Nun noch ein kurzer Hinweis in eigener Sache: Eigentlich sehen meine “Vorstellungen” ja ein klein wenig anders aus und zeigen einen wesentlich größeren Querschnitt aus dem künstlerischen Schaffens der vorgestellten Person. Dies soll an dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht der Fall sein. Ich gelobe aber feierlich, dass ich dies in Ihrem Falle noch nachholen werde. Potential für weitere Artikel über ihr kreatives Schaffen — und das ihres Lebensgefährten — ist mehr als ausreichend vorhanden. Ihr dürft also gespannt sein und Euch auf weitere Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen freuen.
Doch nun soll es an dieser Stelle nur um den nun folgenden Text und das dazugehörige Bild gehen:
“Besenrein soll es sein!”
Geboren, gelebt.
Geliebt, gelacht, getanzt,
geheiratet.
Höhen, Tiefen, plötzliche Enden.
Neues Leben, neue Ehe, neue Familie.
Nicht ganz konform.
Geliebt, verliebt, verziehen, verschwiegen?
Sehenden Auges betrogen.
Getanzt, gelacht, neu gefunden.
Arrangiert und akzeptiert.
Gelacht, getanzt, die Welt bereist.
Die neue Freiheit ausgekostet.
Gelacht, getanzt… ganz still und leis‘
Nie Argwohn, niemals vorgeworfen
Keine Schuld, kein Verweis.
Güte. Kindliche Weisheit. Ehrlichkeit.
Stolz. Früher einmal unbändige Kraft.
Leise lachend, Kräfte schwinden.
Reisen fällt dem Herzen schwer.
Jeden Tag auf‘s neue kämpfen.
Getanzt wird nur im kleinen Kreis.
Bald gar nicht mehr,
die Beine wollen nicht.
Die Augen schließlich auch nicht mehr.
Der Blick verrät’s.
Der Körper gibt den Geist dann frei.
Dinge verteilen, Papiere sichten.
Dokumente verwalten. Ämter einschalten.
Tapeten abkratzen, Gardinen abhängen. Aufkehren.
Besenrein soll es sein!
Die Tür fällt mit einem lauten „Klack“ ins Schloss.
Hinter uns der Hausmeister nimmt den Schlüssel entgegen.
DAS war ein ganzes Leben.
© Gedicht “Besenrein” und Zeichnung von Nina Wendt