Man will es ja fast nicht glauben, was man aus 60 % Quarzsand, 20 % Kalk & Dolomit und 20 % Soda & Sulfit so alles herstellen kann. Erst recht verblüfft mich die Tatsache, dass die hier zuvor genannten Materialien alles andere als durchsichtig oder transparent sind. Dennoch entsteht am Ende eines altbekannten Fertigungsprozesses hieraus – genug Hitze und Fachkenntnisse vorausgesetzt – der Grundstoff für all die faszinierenden Kunstwerke, die ich Euch gleich zeigen möchte. Ihr habt es vermutlich schon geahnt, die Rede ist selbstverständlich von Glas.
Auch ich konnte mich noch nie der Faszination entziehen, die handgefertigte Kunst aus Glas auf den Betrachter ausübt. Sei es nun mundgeblasene Kunst oder solche, die in ebenfalls nicht weniger komplexen Prozessen entstehen. Auch die Auswahl der zur Verfügung stehenden Glassorten ist schier unendlich. Moderne Gießtechniken und ausgeklügelte Rohstoff-Mischungen machen es möglich. Teilweise werden gewünschte Eigenschaften auch erst in weiteren Prozessen dem Glas hinzugefügt. Färbungen, Härtungen und Satinierungen sollen hier nur als Beispiele genannt werden.
Nur warum erzähle ich heute so viel über Glas und die daraus gefertigten Kunstwerke? Die Erklärung dafür ist relativ einfach: ein Besuch im Glasmuseum Lette.
Das Museum selbst findet Ihr in dem malerischen Dörfchen Lette, in dem kaum mehr als 6.500 Seelen wohnen und welches zur Kreisstadt Coesfeld gehört. Von jeher durch die Landwirtschaft geprägt, bot es sich also förmlich an, dass einer der alten Bauernhöfe irgendwann einer neuen Verwendung zugeführt wird.
So dann auch geschehen im Jahr 1996, als ein Teil der vormals privaten Sammlung der Eheleute Kurt & Lilly Ernsting, in eine Stiftung umgewandelt wurde und seitdem im ehemaligen Schulzenhof „Alter Hof Herding“ für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Bemerkung des Autors: Ein Schulzenhof war der Bauernhof, auf dem der sogenannte Dorfschulze gewohnt hat. Dieser war praktisch der Ortsvorsteher eines Dorfes und musste zusammen mit den Schöffen für Recht und Frieden in der Dorfgemeinschaft sorgen. Doch zurück zur Kunst.
Zusätzlich zum eigentlichen Museum – welches schlicht Glasmuseum genannt wird – befindet sich in einem Nachbargebäude noch ein weiterer Teil der Ausstellung. Im sogenannten Glasdepot kann man seit 2006 die komplette Sammlung der Eheleute Ernsting bestaunen. Dieses Depot wird in jedem Jahr um die sogenannten Neuerwerbungen erweitert, und der vorhandene Platz reicht vermutlich noch für die nächsten zehn Jahre. Danach wird es erneut spannend, in welche Richtung sich die Sammlung weiterentwickelt.
Genau diese Neuerwerbungen waren auch letztendlich der Grund, der mich nach Lette ins Glasmuseum geführt hat. Erst kürzlich eröffnet, wollte auch ich unbedingt einen Blick auf die neuesten Kunstwerke werfen. Wobei ich bei dieser Gelegenheit den anderen Bereichen wie Depot, Tenne & Co. selbstredend auch einen Besuch abgestattet habe.
Ja, und eine Kamera hatte ich natürlich auch dabei. Doch wer mich ein bisschen besser kennt, der weiß, dass ich nicht einfach platt alle Kunstwerke abfotografiere, um Euch dann anschließend mit einem schrecklich langweiligen Bilderkatalog zu nerven.
Nein, ganz das Gegenteil ist hoffentlich der Fall. Habe ich mich doch auch hier bemüht, den Motiven meinen ganz eigenen Blickwinkel beziehungsweise Stil aufzuprägen. Teilweise sehr abstrakt und detailverliebt, aber nie wirklich übertrieben. Dennoch denke ich, dass ich der Ausstellung, den Kunstwerken und den dahinterstehenden Künstlern durchaus gerecht geworden bin.
Wer mag, sollte sich die aktuelle Ausstellung unbedingt noch ansehen. Doch keine Eile, denn dafür habt Ihr noch bis zum 14. April 2024 Zeit. Der Eintritt kostet gut angelegte vier Euro und dürfte Euch somit kaum an den Rand des Ruins bringen ;-)
Nun wünsche ich Euch viel Freude mit den Motiven aus dem Glasmuseum Lette und passt gut auf Euch auf.
Bis demnächst, Euer Maic.
P.S: Die Bild- bzw. Urheberrechte der hier gezeigten Ausstellungsstücke liegen natürlich vollumfänglich bei den genialen Künstlern. Ich habe nur versucht, diese im Rahmen der Ausstellung fotografisch einzufangen. Somit gebührt das Lob nicht mir, sondern all den talentierten Künstlern, die diese Ausstellung erst möglich gemacht haben. Danke!